Schäden durch die Rosskastanienminiermotte

Sehr geehrte Gartenfreunde,

an vielen Rosskastanienbäumen ist seit Wochen eine Verbräunung der Blätter und und seit einigen Tagen ein vorzeitiger Laubfall zu beobachten.

Diese Schäden sind zum großen Teil eine Folge des Befalls der Bäume durch die Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella). Dieser Kleinschmetterling wurde zuerst am Ohridsee im Grenzgebiet von Albanien und Mazedonien festgestellt. Von dort aus breitete sich C. ohridella relativ rasch aktiv und passiv, z.B. an Fahrzeugen anhaftend, in Europa aus.

Seit Ende der 90er Jahre tritt der Schädling auch in Thüringen auf. C. ohridella überwintert als Puppe in Falllaub oder auch an der Bodenoberfläche. In Abhängigkeit von der Witterung erfolgt der Schlupf der Falter im Laufe des April.

Die Eiablage erfolgt nach der Paarung an den Blättern der untersten Astetagen. Die schlüpfenden Räupchen dringen in die Blätter ein und fressen das Gewebe zwischen der oberen und unteren Epidermis (Haut).

Äußerlich sichtbar wird dies zunächst in Form von annähernd runden Platzminen, die sich mit fortschreitender Fraßtätigkeit vergrößern und durch die Blattadern begrenzt werden. Die erwachsenen Räupchen verpuppen sich innerhalb des Blattes, wobei die Puppe etwas aus dem Blatt heraus ragt.

Nach dem Schlupf der nächsten Faltergeneration erfolgt die Eiablage an Blättern der jeweils nächst höheren Astetage. In Abhängigkeit von der Witterung können mehrere C. ohridella- Generationen auftreten, so dass fast alle Blätter eines Baumes befallen sein können und der Laubfall bereits Ende Juli beginnen kann. Der Befall durch diesen Schädling  führt zu einer  Schwächung der Bäume.

Bekämpfungsmaßnahmen mit chemischen Präparaten sind nicht möglich, da 1. keine dafür zugelassenen Insektizide zur Verfügung stehen und 2. die Anwendung an Straßenbäumen mit erheblichen technischen Aufwand und nicht vertretbaren negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt verbunden wäre.

So kann man versuchen mit Hilfe von speziellen Lockstofffallen einen Teil der Falter weg zu fangen und damit eine Befallsreduzierung zu erreichen.

Als wichtigste Maßnahme muss die Beseitigung des Falllaubes genannt werden. Damit sollte im Herbst nicht zu lange gewartet werden, da die Blätter durch die Einwirkung von Nässe und Frost brüchig werden und so die Puppen leicht heraus fallen können.

Bei Nach- oder Ersatzpflanzungen sollten vorwiegend rot blühende Kastanien gewählt werden. An diesen wurde bisher kein Befall festgestellt.

In unserem Ort kann man sich davon an Jungbäumen in der Erfurter Straße überzeugen. Wirksame natürliche Gegenspieler von C. ohridella  sind bisher nicht bekannt. Es wurde zwar beobachtet, wie Meisen  Puppen aus den Blättern gepickt haben, dies hatte aber keinen nennenswerten Einfluss auf die Befallsstärke.

Erfurt-Mittelhausen, 16.08.2024

Bearbeiter: Dr. Schmatz


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