Schädlingsbefall- Bekämpfen oder nichts tun

Sehr geehrte Gartenfreunde,

von Gegnern der Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln (PSM) wird gern auf natürliche Feinde – die so genannten Nützlinge- hingewiesen, die den Schädlingen zu Leibe rücken und das Problem gewissermaßen beseitigen. In der Tat sind für viele der im Garten auftretenden Schädlinge Gegenspieler bekannt, als Beispiele dafür seien Marienkäfer, Florfliegen und Schlupfwespen genannt. Der aufmerksame Beobachter wird aber auch feststellen, dass Auftreten und Entwicklung von Schädlingen und Nützlingen nicht parallel verlaufen. Vielmehr ist es so, dass die Nützlinge später als die Schädlinge auftreten und sie in der Regel nicht die völlige Vernichtung ihrer Wirte verursachen. Dies wäre auch nicht im Sinne der Nützlinge, da sie sonst ihre eigenen Entwicklung gefährden würden. Dies sollte man bei Überlegungen zum Für und Wider von chemischen Bekämpfungsmaßnahmen  berücksichtigen. Von zahlreichen  Schädlingen ist auch bekannt, dass sie nach einer massenhaften Vermehrung in ihrer Entwicklung durch das Auftreten von Krankheiten gestoppt werden oder sie ihre Wirtspflanzen wechseln, um auf diesen oft zu völlig anderen Pflanzenfamilien gehörenden Arten ihre Entwicklung fortzusetzen. Der Verzicht auf die Durchführung von Bekämpfungsmaßnahmen kann beim Auftreten bestimmter Schädlinge schwerwiegende Folgen haben, wie z.B. beim Befall durch Blattläuse, die starke Schäden an Blättern, Trieben und Früchten sowie Verluste an Ertrag und Qualitätsmängel verursachen können. Der von den Blattläusen ausgeschiedene Honigtau verschmutzt nicht selten die Früchte. Verstärkt wird dieses Problem durch sich auf dem Honigtau ansiedelnde Schwärzepilze. Außerdem können sie Viren übertragen, die ihrerseits starke Schäden hervorrufen können. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Scharka-Krankheit der Pflaumen und Aprikosen. Nicht unterschätzen sollte man auch die bereits in einem anderen Beitrag bereits erwähnten Rosentriebbohrer und die Schädlinge, die an verschiedenen Pflanzenteilen fressen und so zum Verlust von Pflanzenteilen und im Extremfall ganzer Pflanzen führen können.

Leider muss an dieser Stelle erneut darauf hingewiesen werden, dass gegen viele Schädlinge keine ausreichend wirksame PSM zur Verfügung stehen. Es soll aber auch festgehalten werden, dass eine völlige Vernichtung der Schädlinge nicht immer zwingend notwendig ist. Geringe Ertragseinbußen und Qualitätsmängel sind in der Regel beim Anbau im Haus- und Kleingarten tolerierbar. Oft kann das rechtzeitige Entfernen befallener Pflanzenteile oder das Absammeln von Schädlingen (Kartoffelkäfer, Schnecken) das Auftreten der Schädlinge verzögern. Durch die Anwendung von Gelbtafeln oder Kulturschutznetzen können diese Bemühungen unterstützt werden. Die Anwendung von Brühen und Jauchen auf der Basis verschiedener Pflanzen führt in der Regel nicht zur völligen Vernichtung der Schädlinge.

Erfurt-Mittelhausen, 26.06.2025

Bearbeiter: Dr. Schmatz


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